den jobcenter-termin habe ich hinter mir gebracht. anders als ich dachte, war die frau doch eine andere als letztes mal. immerhin, mein wunsch, nicht weinen zu müssen, hat sich erfüllt. aber das gespräch lief auch nicht sonderlich gut, was mir schon klar war. das sind so unfähige leute hier, oder bin ich so ein harter fall? die frau erkläte mir erst einmal, dass derzeit alles im umschwung sei, was das fallmanagement betrifft, und sie wissen selbst noch nicht so genau, wann und wie es da weitergeht. sollte ich das in anspruch nehmen wollen. nee bloss nicht, lass mal, dachte ich mir. dann las sie sich erstmal meine akte durch und sprach den punkt mit der musik in meinem lebenslauf an. ich musste mal wieder erklären, dass ich damit kein geld verdient habe und es halt probiert habe, mir was aufzubauen. dass es nicht geklappt hat. sie fragte allen ernstes, was ich von casting shows halten würde. ich versuchte ihr zu erklären, dass mich dieter bohlen sicher nicht gut finde würde, wenn ich nicht gut aussehe und mit dem arsch wackeln tanzen kann. und dass ich aufgehört habe zu singen. sie fand das wohl schade und fragte, ob ich nicht z.b. in einem chor singen wollen würde. und bei der nachfrage, was ich denn für musik machen würde, hatte sie bestimmt wieder ein grosses fragezeichen in ihrem hirn. ich bin es so leid, das erklären zu müssen. auch die seltsamkeit, dass ich mich mit einer sozialphobie auf eine bühne stellen kann. ich habe auch ein wenig gelogen und behauptet, ich sehe keinen bedarf, meine sozialphobie/extreme schüchternheit therapieren zu lassen.
da ich auch erwähnte, dass hasi und ich uns eine wohnung in essen suchen, meinte sie, es mache ja dann wenig sinn, mich in irgendeine massnahme zu stecken. der meinung bin ich auch. sie fragte mich erstmal, was ich denn machen wollen würde, denn immer nur hilfsjobs seien ja nichts für die zukunft. dann wäre ich doch immer mehr oder weniger von jocenter abhängig und würde in 25 jahren dann sozialhilfe bekommen. ohne qualifikation würde das nichts werden. ob ich denn einen wunsch hätte, was ich machen wolle. ich sollte wieder träumen. ich spreche natürlich nie das aus, wovon ich wirklich träume, denn das würde keiner verstehen. also sagte ich brav meine wünsche auf, in einer bücherei oder als gärtnerin arbeiten zu wollen. ich äusserte sogar den wunsch, als vegetarische köchin zu arbeiten, aber das sei ja kaum möglich. immerhin war sie da mit mir einer meinung. sie suchte in ihrem computer nach etwas, was sich „spätstarter“ nennt, da gibt es firmen, die auch erwachsene ausbilden. leider wollte der rechner nicht ausspucken, bis zu welchem alter das maximal möglich ist. sowas sollte eine mitarbeiterin beim jobcenter eigentlich auswendig wissen, oder? die meisten sachen waren eh nichts für mich, aber hätte sie mir die liste gegeben, hätte ich mir die beiden mediengestalter-ausbilder genommen. dann hätte ich den gleichen beruf wie hasi 😀
erst dann las sie, dass ich auch keinen schulabschluss habe. ich glaube, das machte sie noch ratloser. und ich wurde innerlich immer wütender, dass sich diese fallmanagerin nicht gründlicher auf ihre kunden vorbereitet.
irgendwann klopfte es, und eine frau guckte herein, sie wollte zum termin. die stunde war also schon um. wir waren aber noch nicht fertig, und sie suchte noch nach geeigneten stellen für mich, fand aber nur zwei stellenangebote. eine lagertätigkeit und eine küchenhilfe.
was auch nett war, dass sie mich fragte, wie denn ein job aussehen sollte, vollzeit, teilzeit … und als ich meinte, lieber teilzeit, fragte sie, warum. und als ich ihr erklärte, dass ich so gut wie noch nie vollzeit gearbeitet habe und ich nicht wisse, ob ich das so von jetzt auf gleich schaffe, meinte sie , das wäre kein grund. so würde ich nichts kriegen. toll, ich soll also einerseits wünsche äussern und wissen, was ich möchte, aber sobald ich dann einen wunsch äussere, wird darauf keine rücksicht genommen??? super. ich habe erst gar nicht gesagt, dass ich keine schichtarbeit machen will und keine ms-office-kenntnisse habe, denn für mich war das gespräch beendet. sie druckte mir die zwei stellenangebote und die neue eingliederungsvereinbahrung aus, die sie mir direkt auf der rückseite, wo ich unterzeichen sollte, hinlegte, ohne zu sagen, dass ich mir das nochmal durchlesen könne, und legte mir noch nahe, dass ich (psychologische) hilfe bräuchte, denn ich würde nicht den eindruck erwecken, dass ich in irgendeiner weise zufrieden wirken würde, ganz zu schweigen von glücklich. und sie „drohte“ mir auch an, dass sie mir im grunde ja auch den psychologischen dienst aufzwängen könnte, was mir aber nichts bringen würde, denn ich müsse das schon selber wollen. will ich aber nich!!!
tja, die jobcenter-gehirnwäsche hat wieder nicht funktioniert. da beissen die bei mir auf granit. ich zuckte innerlich zusammen, als sie das wort „altenpflege“ aussprach. die versuchen es immer wieder. aber gibbet nich.
wenn ich mich nicht vorher schon bei ihr melde, höre ich in spätenstens einem halben von ihr. das ist ja toll, wie selten man hier zum jobcenter eingeladen wird. aber ich hab echt die faxen dicke.