um halb 6 stehe ich auf, die anderen schlafen noch, ausser herkules, der begrüsst mich freundlich mit seinem schnurren und um-die-beine-streifen. ich frühstücke kurz und gehe zum bahnhof. etwas nervig, dieser weg jedesmal, es dauert doch eine halbe stunde, aber ein bus fährt um diese zeit nicht.
am bahnhof bemerke ich, dass der zug, den ich nehmen wollte, gar nicht fährt. nur werktags! ah shit, nicht darauf geachtet, ich wollte ja eigentlich auch freitag fahren. der nächste zug nach norddeich mole kommt etwa 45 minuten später. dort angekommen habe ich sofort anschluss an die fähre. die hin- und rückfahrt kostet 16 €, die kurtaxe ist da schon mit drin. das ist echt günstig. man fährt etwa eine stunde bis zur insel.
dort angekommen weiss ich erst mal gar nicht, wo ich hingehen soll, laufe zuerst richtung ortskern, entscheiede mich dann aber doch für den weststrand, den man von hier aus schon sehen kann. über einen weg gelange ich zum meer, vorbei an einem ponyreithof, und der erste norderneyer, der mich begrüsst, ist ein zutrauliches pony. die nüstern sind ganz weich, das fühlt sich schön an.
dann gehe ich zum strand. leider sind überall buhnen, ein hotelklotz nach dem anderen steht neben der strandpromenade, alles ist da betoniert… schade. ich geniesse trotzdem den blick auf’s meer und grüsse die möwen, die an mir vorbeistaksen. bald verliere ich aber die lust, und ich gehe in den ortskern, suche mir was zu essen und komme zufällig am busbahnhof vorbei. dort steht gerade der bus, der zum leuchtturm fährt, und ich steige spontan ein. zu fuss wäre es zu weit, es sind doch einige stationen. der turm ist ganz schön hoch, und ich steige da rauf. oben ist es extrem windig an einer seite des turms, die aussicht ist schön. ich entdecke mein nächstes ziel, ein breiter strandabschnitt, zu dem ich laufen will. dürfte zu fuss zu schaffen sein.
wieder unten, laufe ich zum strand. es sind 3 km, das ist nicht weit. die landschaft ist hier sehr sehr schön, ähnlich wie auf sylt. hügellandschaft ringsum, ein genuss für’s auge.
kurz vorm strand befinden sich ein campingplatz, eine bushaltestelle und ein café. und dann entdecke ich das FKK-schild. darauf steht: hier soll die buxe aus! na toll, ich will aber hier bleiben! ich gehe einfach etwas abseits zum wasser runter, dort ist eh kaum jemand. es ist wolkig und nicht sehr warm, das wasser ist wärmer als die luft. hier weht auch ein kräftiger wind, und ich bemerke zwar die dunklen wolken, beachte sie aber nicht weiter. es ist einfach zu schön hier, schön einsam. ich habe zwar keine ahnung, wo genau ich bin, aber ich weiss, dass an dieser seite der insel ein schiffswrack am strand liegt. das will ich sehen, unbedingt!
plötzlich spüre ich tropfen von oben – oh nein! der wind weht auch immer stärker, und dann fängt es an zu regnen. ich suche schnell mein regencape, damit nicht alles nass wird… na moment, wo hab ich es denn? hab ich es etwa nicht eingesteckt? ich krame weiter in meinem rucksack, und dann wird mir klar, dass dieses doofe plastikding wohl im trolley in emden steckt. scheisse! ich finde eine grosse plastiktüte und stecke dort meinen rucksack hinein, damit wenigstens der trocken bleibt. und ich laufe zu zwei nackten frauen in der nähe, ob es in die andere richtung denn irgendwas gibt, wo man sich unterstellen kann. nein. vom strandeingang bin ich aber schon ein stück entfernt, wo das rettende café wäre. so eine scheisse! ich werde immer nasser, überlege noch kurz, ob ich mich nicht einfach ausziehen soll, damit die sachen nicht noch nasser werden, ist ja schliesslich ein FKK-strand… aber es ist mir einfach zu ungemütlich und kalt. der sand peitscht auf meine haut und ich jammere, meine strickjacke (grosser fehler, sowas am strand zu tragen) ist schon ganz nass, und meine hose klebt am körper. ich stapfe tapfer durch den sand, laufen geht hier ja nicht, bis ich endlich zum eingang des strandes gelange. ich bin nass bis auf die unterhose, und die kleinen steinchen und der sand scheuern in den schuhen. vor der bushaltestelle steht ein kleines wartehäuchen, dort stelle ich mich unter. ein pärchen sitzt dort, in eine decke gehüllt, in einer ecke. und eine frau, die dort sitzt fragt, ob ich am strand war. wie man sehen kann, ja, erwidere ich. und ich ziehe erstmal meine triefende jacke aus. die kann ich heute nicht mehr anziehen. so ein mist, und es ist ja nicht so warm. die hose trocknet wohl schnell, das ist eine aus polyester, und das oberteil wird schon auch wieder trocknen. mein nasses käppi tausche ich gegen ein kopftuch, und ich ziehe mir socken und meine schuhe an. oben und unten bin ich wenigstens trocken, immerhin…
die sonne kommt wieder raus und es hört auf zu regnen. toll… und ich hatte erstmal keine lust mehr, nochmal zum strand zu gehen. mit dem bus fahre ich wieder zum ZOB, und ich wünschte, ich hätte ein sweatshirt oder einen pulli, mir ist kalt. im ortskern gibt es sogar einen kik, aber ich habe ebbe im geldbeutel, es reicht gerade noch für essen und trinken, ich hab da zu knapp kalkuliert. so was blödes. nicht einmal mehr 5 € haben für ein billigteil zum überziehen…
aber jetzt weiss ich, wie es am strand bei regen ist, wollte ich schon immer mal erlebt haben. nun ja, ohne regenschutz ist es nicht so toll…
ich habe mir inwischen einen inselplan beim busfahrer besorgt (1 €) und laufe zum nordstrand. dort sind nicht überall buhnen. ich setze mich in den sand in der nähe von unterschlüpfen (nicht, dass ich nochmal in den regen komme) und hoffe, dass meine sachen bald trocknen. die hose und das shirt sind schon fast soweit, aber die jacke… und der wind ist doch recht frisch. immerhin kommt ab und zu die sonne raus. ich gucke den kindern und grossen badegästen zu, wie sie planschen und spielen… es ist schon ganz schön hier, ein paar grad wärmer und ich würde es richtig geniessen.
irgendwann zieht wieder ein dicke regenwolke heran, und es tröpfelt leicht. ich bringe mich in sicherheit, für alle fälle, und setze mich auf eine bank bei den umkleideräumen. dort führe ich ein sehr nettes gespräch mit einer alten dame, die schon seit 20 jahren immer hierherkommt.
der regen bleibt aus, und ich setze mich auf eine bank draussen an der strandpromenade. die sonne scheint. ich muss aber bald aufbrechen, um meine fähre zu bekommen. schade. die insel hat schon schöne stellen, der osten ist sehr natürlich, dort fährt dann auch kein bus mehr, da muss man wirlich lange laufen. nächstes mal, wenn ich mehr zeit habe. ich muss doch mein schiffswrack suchen!
die supermärkte sind übrigens nicht gerade billig, da kostet alles mehr als sonst. aber in der hafenstrase, gleich hinter einem teuren edeka, nur auf der anderen seite, ist ein pennymarkt. den hab ich auf dem rückweg gefunden. den merke ich mir. für nächstes mal.
als ich in emden ankomme, verlaufe ich mich schon wieder auf dem weg zu a.’s haus. ich peil’s einfach nicht. nachdem ich a. sogar vom handy aus angerufen habe, sie aber wohl auch nicht so recht wusste, wo ich stehe, hab ich weitergesucht, und es dann doch noch gefunden… ziemlich müde und kaputt kam ich dort an. wir haben uns noch kurz unterhalten, und dann fiel ich auch schon ins bett. lange konnte ich aber nicht schlafen, denn ich wollte einen zug ganz früh am morgen nehmen. ein letztes mal zum bahnhof eiern mit meinem gepäck… trotz aller strapazen war es schön in ostffriesland – sehr viele freundliche menschen gibt es hier. ich komme bestimmt mal wieder…